Wir entdecken unsere Stadt (NEU) - Engelsburg

Kugener - 45

Wir entdecken unsere Stadt (NEU) - Engelsburg

Sie glauben, Sie kennen sich in unserer Hauptstadt aus? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Einige Gebäude, an denen Sie regelmäßig vorbeigehen, haben eine ganz besondere Geschichte. Dr. Robert L. Philippart ist ein wahrer Experte auf diesem Gebiet und begibt sich mit Ihnen auf Entdeckungstour zu verborgenen Geschichten, die Sie diese Wahrzeichen mit anderen Augen sehen lassen.

Engelsburg – 30, Avenue de la Gare

Das Miets- und Geschäftshaus in der Avenue de la Gare Nr. 30 befindet sich an der Ecke zur Rue Jean Origer. Es hat eine erstklassige Lage am Schnittpunkt der Achsen Hollerich-Bonnevoie und Gare-Ville Haute. Die Avenue de la Gare wurde ach dem Rückbau der Militäranlagen der alten Diedenhofener Front angelegt. Aufgrund ihrer geradlinigen Strecke und ihrer Breite von 15 Metern führte ab 1875 die von Pferden gezogene Straßenbahn dort entlang. Die Südfront der Rue Sigefroi (heutzutage Rue Jean Origer) bildete bis 1920 die Grenze zur Gemeinde Hollerich. Die Gestaltung der Grünflächen zu beiden Seiten der Avenue de la Gare, umgeben von der Rue Bender und der Rue du Fort Wallis, wurde von dem französischen Gartenbauingenieur Edouard André konzipiert, der auch die Boulevards de la Pétrusse und d’Avranches, die Rue de Bonnevoie sowie die Rue Jean Origer begrünte. Außerdem entwarf er die Parks und Stadtviertel zwischen dem Boulevard Royal und dem Boulevard Joseph II. Die Errichtung der Grünanlagen in der Avenue de la Gare erfolgte in den Jahren 1876 bis 1893.

Engelsburg

Der Name „Engelsburg“ ist auf das Restaurant „Engelsburg“ zurückzuführen, das G. Walrafen im Jahr 1889 an dieser Stelle betrieb. Das heutige Gebäude im Haussmannschen Stil stammt aus dem Jahr 1893. Es wurde als Miets- und Geschäftshaus für den Industriellen Jean-Nicolas Glesener-Loewen erbaut, der seine Werkstätten für Baumaterial nur einige Meter entfernt in der gleichen Avenue betrieb. Diese Art von Immobilienbewirtschaftung sicherte den freien Berufsständen Einnahmen anstelle einer nicht vorhandenen Kranken- oder Rentenversicherung. Als Nutznießer der mit Deutschland geschlossenen Zollunion betrieb Glesener-Loewen in der Nähe von Zabern im Niederelsass ein Sägewerk. Die beiden Ladenflächen im Erdgeschoss waren an den Juwelier Ludwig Boegé sowie an Lambert Beck, Händler für Töpferware, Kristall und Porzellan vermietet.

G.A. Volkmann, später Delhaize

Um die Jahrhundertwende bot die Boulangerie Moderne Reinhard ihre Backwaren ab 6:00 Uhr morgens an. Inhaber des anderen Geschäfts war G.A. Volkmann, eine seit 1894 in Luxemburg vertretene deutsche Marke, die auf Lebensmittel, Süß- und Kolonialwaren spezialisiert war. Von Metz, Devant-les-Ponts aus eröffnete Volkmann Niederlassungen in Esch an der Alzette und Ettelbrück; außerdem erwarb er die Molkerei in Eschweiler (Grevenmacher).

Mit dem Austritt aus der Zollunion nach dem 1. Weltkrieg zog sich Volkmann zurück. Die Gebäudeeigentümer Jules Ginter und Henri Deltgen gründeten daraufhin eine Gesellschaft, um die Repräsentanz der „Etablissements Delhaize Frères Le Lion“ in Luxemburg zu ermöglichen. Im Jahr 1922 eröffneten sie zwei Niederlassungen in Luxemburg, darunter jene in der Avenue de la Gare. Die mit Belgien eingegangene Zoll- und Wirtschaftsunion begünstigte diese Aktivitäten. Nach dem 2. Weltkrieg schloss Delhaize die meisten seiner Fabriken und reduzierte seine Verkaufsstellen. Die Feinkosthandlung Joseph Lesch übernahm das Geschäft und machte es 1950 zu einem der ersten Selbstbedienungsläden des Landes. Der Betreiber Schaeffer setzte diese Tätigkeit fort.

New Cortina

Ab den 1970er Jahren gestaltete die Familie Schabes die Räumlichkeiten in eine Modeboutique für Frauen um, die unter dem Namen „Cortina“ und danach „New Cortina“ bis 2001 geführt wurde. Die benachbarte Gewerbefläche wurde von „L’autre Traiteur“ genutzt. Heutzutage teilen sich die Banque BCP und die Konfiserie „Leonidas“ das Erdgeschoss. Das Gebäude ist im Gesamtbebauungsplan der Stadt im städtischen Mischgebiet verzeichnet und fällt als „gebauten Umgebung“ unter kommunalen Schutz.

© Photothèque de la ville de Luxembourg - Engelsburg Avenue de la Gare Collection Dr H. Kugener.

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