Wir entdecken unsere Stadt (NEU) - Hôtel Carlton

Hotel Carlton © Robert Philippart

Hôtel Carlton (5, rue Dicks)

Sie glauben, Sie kennen sich in unserer Hauptstadt aus? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Einige Gebäude, an denen Sie regelmäßig vorbeigehen, haben eine ganz besondere Geschichte. Dr. Robert L. Philippart ist ein wahrer Experte auf diesem Gebiet und begibt sich mit Ihnen auf Entdeckungstour zu verborgenen Geschichten, die Sie diese Wahrzeichen mit anderen Augen sehen lassen.

Hôtel Carlton (5, rue Dicks)

1927, nur wenige Jahre nach dem Bau des ARBED, öffnete das ehemalige Hôtel Carlton in der Hausnummer 2 der Rue Dicks in Luxemburg seine Pforten. Bis 1947 war sein Variété-Theater „Perroquet“ eine der wichtigsten Anlaufstellen für Nachteulen. Der Ort wurde später vom Cabaret „Chez nous“ übernommen und hat so Generationen geprägt. Seit den 1990er Jahren bis 2017 hatte der Verlag „Revue“ seinen Hauptsitz im ehemaligen Hôtel Carlton.

Das Gebäude war auf einem ehemaligen Gutsgelände auf den Mauern der Festung errichtet worden. Das ehemalige Fort Elisabeth, das 1731 am Standort des Hotels erbaut wurde, war 1871/72 abgerissen worden. Der von der Rue du Fort Bourbon, der Rue du Fort Elisabeth, dem Boulevard de la Pétrusse und der Avenue de la Gare umgebene Gebäudekomplex wurde bereits 1876 unter der Leitung des Landschaftsingenieurs Edouard André, der für die Urbanisierung der Stadt verantwortlich war, entwickelt. Gegenüber blieb jedoch das gesamte Bourbon-Plateau bis zur Rue Ste Zithe unbesetzt. Erst 1906, drei Jahre nach der Eröffnung der Avenue de la Liberté und der Pont Adolphe, wurde das Bourbon-Plateau ausgestaltet. Die Kirche Sacré Cœur genau gegenüber des ehemaligen Hôtel Carlton wurde erst 1930 erbaut. Das ehemalige Hôtel Carlton befindet sich derzeit in einem von der UNESCO geschützten Bereich.

Der Grundstückseigentümer Michel Betz, ein großer Unternehmer im Ruhestand und Eigentümer großer Grundstücke in Hollerich, am Bahnhof und in Bonnevoie, hatte die Diskussionen über die Entwicklung dieses zukünftigen Stadtteils sehr genau verfolgt. Er war sich des Werts der Nähe der Kirche, des Hôtel de l'ARBED, der Clinique Sainte Thérèse, des Viadukts und der Avenue de la Liberté bewusst. Er kannte den beeindruckenden Panoramablick auf die Altstadt und bis zu den Höhen des Fetschenhof, den ihm sein Land bot. Er hatte die Debatten verfolgt, die in der Rue Dicks den Bau von Gebäuden verlangten, die von denen an der Ecke Avenue de la Liberté zurückgesetzt waren. Diese Entwicklung diente dem Schutz der Wohngegend vor dem Lärm der neuen Verkehrsader.

Die Wahl des Architekten des zukünftigen Hotels wurde nicht dem Zufall überlassen. Mathias Martin (1882-1943), ausgebildet an der Ecole d’Artisans de l’Etat, hatte sich als einer der brillantesten Architekten des Jugendstils in Luxemburg hervorgetan (einschließlich Ganterie Reinhard, Villa Clivio, Maison Pier, Villa Pauly, Maison Belair, Villa Robur, Cinma Capitole, Café Mille Columns). Im März 1922 erhielt Martin das Patent für das „Neue Bauart-System Architekt Mathias Martin“, eine Erfindung, die er beim Bau des Hôtel Carlton getestet hat. „Alle Decken sind aus armiertem Ziegelbeton, die Treppen aus Beton und Terrazzo“ (Luxemburger Wort, 20.10.1931). Das Gebäude, das auf einer Fläche von 5,10 Ar errichtet wurde, hatte zwei verschiedene Flügel, einer mit 12, der andere mit 14 Zimmern. Die Räume waren mit Durchgangstüren miteinander verbunden, was für mehr Flexibilität sorgte. Beide Gebäude waren mit Zentralheizung ausgestattet. Die Zimmer waren mit der Kalt- und Warmwasserleitung verbunden, einige hatten Bäder. Dem Café-Restaurant war eine Panoramaterrasse vorgelagert.

Die Skulpturen der Fassade erinnern an den nationalen Dichter Michel Rodange (1827-1876). Auf Seite der Rue Dicks markiert eine Inschrift den „Centenaire de Rodange“. Die Fassade zeigt Tiere aus der Fabel „Renert oder De Fuuß am Frack an a Ma'nsgrëßt“. Es ist bemerkenswert, dass das Hôtel Carlton das erste Denkmal zu Ehren von Michel Rodange war: Das „Fiischen“ an der Place Guillaume stammt erst aus dem Jahr 1932 und die Gedenkplakette an seinem Sterbehaus wurde erst im Jahr 1939 befestigt.

Im Jahr 1928 eröffnete Jean-Pierre Goldschmit das Hôtel Carlton, dessen Name auf die berühmten Hotels der wichtigsten Städte oder Seebäder verweist.

Die bezaubernde geografisch Lage abseits des Durchgangsverkehrs erforderte besondere Angebote. So verkündete J.P. Goldschmit 1931 die Eröffnung des „Parroquet-Dancing Luxembourg“. Das Haus war im Art Deco-Stil eingerichtet. Das Orchester: „Francky and his Rhythm Boys“ und die Tänzerinnen „Markoff“ - die Stars der Oper von Riga gaben in dieser neuen „American Bar“ den Ton an. Einen Monat später, nach dem Tod des Gebäudebesitzers, boten die Konsorten Betz das Hôtel Carlton und das Café Parroquet zum Verkauf an, fanden jedoch keinen Interessenten. Im November 1932 wurde das Gebäude erneut im Rahmen einer Auktion angeboten und vom Architekten Gustave Serta im Auftrag des Industriellen Corneille Karp-Kneip erworben. Nach dem Kauf schaffte es das Hôtel Carlton nicht mehr in den von der Union des villes et centres touristiques du Grand-Duché herausgegebenen Hotelführer. Das Café „Le Parroquet“ setzte allerdings seinen Betrieb fort.

Kurz nach der Annektierung Luxemburgs durch das Reich und der endgültigen Errichtung der „Zivilverwaltung“ (22. Oktober 1940) kündigte die Presse am 31. Dezember 1940 die Liquidation von 16 Betten, 12 Nachttischen und 16 Stühlen, einer Theke und einem Büfett an. Im August 1941 bezog die deutsche Polizei die Räumlichkeiten. Hier war das Fundbüro der Stadt.

Nach dem Ende des Krieges, 1946, nahm das „Perroquet“ seine Tanzveranstaltungen bis zur vollständigen Renovierung wieder auf. Im Jahr 1947 bot das Kabarett „Chez nous“ jeden Abend Cocktailpartys und Swing-Tanzabende an, ergänzt durch Darbietungen internationaler Sänger. 1972 wurde das Kabarett „Chez nous“ als „Sàrl“ restrukturiert. 1980 richtete es sich mit seinen „Striptease-Attraktionen“ an die Besucher der Hauptstadt. Nachtschwärmer schätzten die Partys bis zum Morgengrauen bis die Räumlichkeiten schließlich den Redaktionsbüros der Wochenzeitschrift „Revue“ wichen, die das gesamte Gebäude übernahm.

Hotel Carlton © Robert Philippart

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