Wir entdecken unsere Stadt (NEU) - Hôtel de la Paix

Hôtel de la paix

Wir entdecken unsere Stadt (NEU) - Hôtel de la Paix

Sie glauben, Sie kennen sich in unserer Hauptstadt aus? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Einige Gebäude, an denen Sie regelmäßig vorbeigehen, haben eine ganz besondere Geschichte. Dr. Robert L. Philippart ist ein wahrer Experte auf diesem Gebiet und begibt sich mit Ihnen auf Entdeckungstour zu verborgenen Geschichten, die Sie diese Wahrzeichen mit anderen Augen sehen lassen.

Hôtel de la Paix

In der Avenue de la Liberté 58 befand sich einst das Hôtel de la Paix(Hotel des Friedens). Heute befindet sich in dem Gebäude mit der beeindruckenden Fassade die Bäckerei Hoffmann. Nachdem die Avenue de la Liberté 1903 eingeweiht worden war, erfolgte der Ausbau der Gegend vom Plateau Bourbon bis zum Place de Paris ab 1906. Der Bereich zwischen dem Place de la Gare und dem Place de Paris wurde im Jahr 1904 bebaut. Die Linien der Schmalspurbahn und der elektrischen Straßenbahn führten am damaligen Hôtel de la Paixvorbei. Trotz dieser belebten Lage blieb das Nachbargrundstück des Hauses an der Ecke zur Rue Glesener bis 1947 unbebaut.

Das ehemalige Hôtel Kimmel

Der Bau eines dreistöckigen Hotels mit 30 Zimmern zeugte von unternehmerischem Mut, da die Dichte an touristischen Sehenswürdigkeiten rund um den Bahnhof hoch war. Das Hôtel de la Paixbefand sich in 150 m vom Bahnhof und mehr als 500 m vom Stadtzentrum entfernt. Im April 1914 ließ der Cafébesitzer Nic Kimmel, Anwohner des Boulevard de la Pétrusse, sein Mietshaus in der Avenue Adolphe (Avenue de la Liberté) bauen. Dort eröffnete er das Café Kimmelsowie einen Friseursalon, um sich ein zusätzliches Einkommen zu sichern. Das Gebäude wurde im März 1915 übergeben. Gleichzeitig wurde auch der Friseursalon mit der Wohnung im Obergeschoss vermietet. 1916 wurde aus dem Café das Hôtel Kimmel.1921 verkaufte Nic Kimmel den Geschäftswert des Hotels an J. P. Schmit, den leitenden Oberkellner des bürgerlichen Casinos, und überließ ihm das Gebäude zur Miete. Kimmels Sohn, der das Hotel hätte übernehmen sollen, war bereits verstorben. Das Haus erhielt den Namen Hôtel de la Paix. 1927 erwarben M. Pierre Grotz, Eisenbahner aus Bettembourg, und sein Bruder den Geschäftswert des Hôtel de la Paix, während Nicolas Kimmel Besitzer des Gebäudes blieb. Dieser verkaufte sein Hotel 1931 an Antoine Possamai, Hotelier und Mitbegründer des Cercle des Italiens.Joseph Possami-Bergamini, Eigentümer des Hôtel Chicago, verkaufte das Hôtel de la Paix1933 an die Familie von Paul Braun-Hames, den ehemaligen Oberkellner des Hôtel de Paris.Dieser hatte das Hotel in seinem Besitz, bis es 1960 geschlossen wurde.

Eine strahlende Architektur.

Das Gebäude, dessen Architekt nicht bekannt ist, bietet 10 Zimmer pro Etage. Im Gegensatz zu den Hotels von Clesse, Alfa, Walsheim und Kons verfügte es aber weder über einen Aufzug noch über eine Garage. Die Zimmer waren mit Warm- und Kaltwasser sowie mit Zentralheizung ausgestattet. Jedes Zimmer verfügte über ein Doppelbett, einen Nachttisch, einen zweitürigen Schrank aus Eichenholz sowie über einen Frisiertisch mit Marmorplatte. Die Fassade des Erdgeschosses weist eine gelungene Symmetrie der Fenster im Wechsel mit den Eingängen zum Hotel und zum Friseursalon auf. Im Erdgeschoss befand sich auf der rechten Seite der Fassade der separate Eingang zum Hotel mit einem Fenster in Richtung der Avenue, das der Vorhalle Licht spendete. In der Mitte der Fassade befand sich der Eingang zum Restaurant, links und rechts eingerahmt von einem mit einem Korbbogen gekrönten Schaufenster. Auf der rechten Seite der Fassade befand sich der Eingang zum Friseursalon von Auguste Stein, der über dessen Schaufenster mit dem danebenliegenden Schaufenster des Restaurants identisch ist. Der Name des Hauses war nur an der straßenseitigen Vorderfassade zu sehen, wenn man daran vorbeiging.

Abgelegene Lage

Das Hotel befand sich in einem abgelegenen Teil der Avenue de la Liberté, der für Prügeleien, Vergewaltigungen und Bedrohungen von Passanten berüchtigt war. Zwischendurch stand es im Verdacht, als Bordell zu dienen. So berichtet das Luxemburger Wortvom 14. Februar 1928, dass der Hotelbesitzer wegen einer Sittenangelegenheit angeklagt worden war: „Nicht weniger als 8 Weibsbilder (meist Ausländerinnen), die in dem Hause beschäftigt waren, wurden ebenfalls abgeführt.“

In den 1930er Jahren spiegelte sich in der Preispolitik, die Paul Braun-Hames für sein Restaurant verfolgte, seine Entschlossenheit wider, eine Kundschaft aus der Mittelschicht anzuziehen. Der günstige Preis von 10 Francs für 4 Gänge war gut sichtbar an den Schaufenstern des Restaurants angeschrieben. Damit war das Restaurant um ein Drittel günstiger als der Großteil der anderen Lokalitäten in der Hauptstadt, die im Hotelführer aufgelistet waren. 1937/38 pries Paul Braun seine französischen Aperitifs, das schmackhafte Bier Funck-Bricher und den Riesling-Sylvaner „SCHENGENER FELS“ an. Er versprach ein „neuartiges“ Restaurant und führte am 30. Jedes Monats einen Varieté-Abend durch. Auch nach dem Krieg wurde das Restaurant oft für Familienfeiern und Hochzeiten genutzt. Das Hotel hatte Sonderpreise für allein reisende Männer, die geschäftlich unterwegs waren.

Die Ganymedschaltet sich ein

Da Paul Braun bereits im Gastronomiegewerbe stammte, hatte er Kontakt zur Ganymed, der Gewerkschaft des Gastronomiepersonals. Das Escher Tageblattvom 31. Mai 1935 berichtete, bei der Versammlung sei es „unzweideutig zu erkennen, daß die "Ganymed" heute stark und aktiv da steht und nicht nur den Kellnerberuf von großem Nutzen ist, sondern durch ihre intelligente Aktivität und das Höherheben des Niveaus indirekt auch dem Hotelgewerbe und dem Tourismus bedeutende Dienste leistet“. Bei der Versammlung von 1940, die im Hotel abgehalten wurde, wurde der Kampf gegen den Niedergang des Tourismus bekräftigt und Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit gefordert. Das Naziregime unterband allerdings die Gewerkschaften und rief den Verband des Gaststätten-und Beherbergungsgewerbeins Leben, bei dem die Mitgliedschaft ebenso obligatorisch war wie die beim Reicherholungswerk der Deutschen Arbeitsfront.

Die Nachkriegszeit

 1941 bekam das Hotel den Namen Bahnhofs-Hotel Paul Braun. Nach dem Krieg wurde Paul Braun im Jahr 1950 als Eigentümer des Hôtel de la Paixeingetragen. Er gehörte zu den Luxemburgischen Sponsoren der Tour de France.

 Nachdem das Hotel geschlossen wurde, wurden in dem Gebäude Büroflächen und Arztpraxen eingerichtet. Aus dem ehemalige Restaurant wurde eine Konditorei mit Verzehrmöglichkeit, die bis heute in Betrieb ist. Im Untergeschoss eröffnete ein Sauna-Club dessen Eingang sich an der Stelle der ehemaligen Tür zum Friseursalon befindet.

Historische Postkarte mit dem Hotel de la Paix

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